Ziemlich genau ein halbes Jahr schreibt der olle Unoculus jetzt am Kintopp. Doch schon ein Blick auf die Liste der eingestellten Beiträge zeigt, dass bisher verhältnismäßig wenig deutschsprachige Filme besprochen wurden. Um genau zu sein nur ein Einziger – Olympia (D / 1938)… Lediglich ein Beitrag von 25!
UND bei vielen Film-Blog-Kollegen sieht es in Bezug auf den deutschsprachigen Film ähnlich düster aus. Woran mag das liegen? Gibt es zu wenig qualitativ hochwertige Produktionen aus deutschen Landen? Sind wir zu sehr an die „heimische Kost“ gewöhnt? Kann sich der deutschsprachige Film einfach nicht gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen? Wohl eher unzureichende Erklärungen…
Wie dem auch sei; es ist an der Zeit entgegenzusteuern und dem deutschen Film mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und genau aus diesem Grund möchte auch der „Kintopp“ die tolle Aktion des intergalaktischen Affenmanns mit Begeisterung unterstützen –
Die „Aktion Deutscher Film“.
Jeder Interessierte Blogger sei deshalb aufgefordert sich an dieser militärisch-präzis konzipierten Unternehmung zu beteiligen. Je mehr Input, Aufmerksamkeit und Beschäftigung mit dem Thema deutscher Film, desto besser. Die gemeinschaftliche Konzentration verschiedener Filmblogs und Bloggerlinge, stellt ein wirklich zu begrüßendes Experiment dar, um in gemeinsamer Anstrengung intensiv über den oftmals sträflich vernachlässigten deutschsprachigen Film zu recherchieren und zu diskutieren… damit so deprimierende Quoten wie bei mir, in Zukunft verhindert werden.
Kurzum: Ich freue mich darauf im Verlauf des Jahres Vergessenes wieder zu entdecken, Verdrängtem eine neue Chance zu geben und vor allem, noch nicht Bekanntes zu erschließen.
Hier nun meine favorisierten Zehn UND Zehn weitere großartige deutsche Filme, die sich wirklich lohnen. Die Reihenfolge der aufgelisteten Filme spielt keine bestimmte Rolle.
„Karbid und Sauerampfer“ (DDR / 1963)
Ein augenzwinkerndes Zeitdokument mit vielen Seitenhieben auf politisch-militaristisch-logistische Unzulänglichkeiten und ein seltenes Beispiel von deutschem „savoir vivre“.
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„Auch Zwerge haben klein angefangen“ (D / 1970)
Ein pervers-anarchistischer Aufstand gegen den guten Geschmack – grotesk, blasphemisch, surreal. Dieser Film ist wahrlich unvergesslich.
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„Das Cabinet des Dr. Caligari“ (D / 1920)
DER Klassiker unter den Klassikern. Ein Film der bis heute funktioniert und bis heute nachwirkt. „Du mußt Caligari werden“.
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„Jonas“ (D / 1957)
Begeisternd unkonventionell. Ein Film über einen Außenseiter, der gleichzeitig ein Jedermann ist. Definitiv ein sträflich vernachlässigtes Meisterwerk. Empfohlen sei an dieser Stelle die gelungene Besprechung auf Whoknows.
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„M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ (D / 1930)
Schon bei meinen „Top 10 überhaupt“ dabei, darf „M“ natürlich auch hier nicht fehlen. Die Definition eines zeitlosen Klassikers.
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„Piratensender Powerplay“ (D / 1982)
Natürlich! Auch DAS ist deutscher Film. Mit dem Holzhammer gestrickt, stets flach aber doch liebenswert. „Piratensender Powerplay“ steht dabei exemplarisch für die frühen Otto-Filme, für Karl Dalls Eskapaden am Kilimandscharo und auf Ibiza, für Hape Kerkelings unterschätzte Komödien und natürlich für das gesamte Supernasen-Oeuvre… Filme die auch nach der 20. „Sichtung“ wertvoller werden.
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„Olympia-Fest der Schönheit“ (D / 1938)
Formale Perfektion mit fragwürdiger (aber niemals flach-eindeutiger) Aussage. Dennoch definitiv ein visuelles Meisterwerk.
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„Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (D / 1922)
Der poetische Horrorfilm fasziniert bis zum heutigen Tage. Einige, teilweise nebensächliche, Einstellungen verfolgen mich bis heute. Magier Murnau wusste einfach wie es geht.
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„Zur Sache, Schätzchen“ (D / 1968)
Sozusagen eine Herzensangelegenheit. Ein ziemlich takt- und ruheloser Film, der sicherlich streckenweise etwas angestaubt wirkt, aber dennoch in einigen Sequenzen Auf- und Abbruchstimmung vermittelt.
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„Das kalte Herz“ (DDR / 1950)
Das altmodische, scheinbar träg dahinfließende Märchen, entführt einen fast unmerklich in eine andere Welt. Die fantastisch-düstere Kraft des Films ist dabei jederzeit spürbar.
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Und hier noch zehn Filme die es knapp nicht in die Top 10 geschafft haben, aber dennoch nicht minder sehenswert sind.
„Abschied“ (D / 1930) – Die in nur 10 Tagen abgedrehte „Billigproduktion“ macht aus der Not eine Tugend. Sozusagen eine Art Nachfolgefilm des ebenfalls großartig reduktionistischen „Menschen am Sonntag“ (D / 1930).
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„Der Schatz“ (D / 1923) – Die überraschend surrealen Anfänge des „Pabstes“ der Neuen Sachlichkeit. Kleine Geschichte, große Wirkung.
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„Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?“ (D / 1932) – Brecht, Dudow, Eisler und der großartige Ernst Busch schufen gemeinsam ein einmaliges Film-Experiment.
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„Wunschkonzert“ (D / 1940) – Teile dieses Films beeindrucken bis heute, andere Teile erschrecken in ihrer tendenziösen Machart. Dennoch definitiv einen Blick wert.
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„Angst essen Seele auf“ (D / 1974) – Rührende Menschlichkeit vs. gesellschaftliche Konventionen. Fassbinder vermittelt hoffnungsvolle Traurigkeit…
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„Der letzte Mann“ (D / 1924) – Visuell ein nahezu perfekter Film, in dem die Kamera die Geschichte erzählt. Vielleicht Murnaus Bester…
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„Doppelpack“ (D / 2000) – Oft liebenswert, manchmal poetisch, häufig nichtig und meistens wahr. Ein definitiv unterschätzter Film über das Leben…
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„Die Nibelungen“ (D / 1922/24) – Faszinierend und verstörend: Monumentales Geklotze und triviale Kleckerei. Muss man gesehen haben.
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„Jakob, der Lügner“ (DDR / 1975) – Mit wenig Mitteln viel erreicht. Zurückhaltend, unaufgeregt und ungemein bewegend.
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„Der Student von Prag“ (D / 1913) – Natürlich darf der große Paul Wegener nicht fehlen. Ein ungemein reifer Film, der seiner Zeit weit voraus war.